Bild-Betrachtung „Freiheit“

Dauer: 1:38

Jesus wird auf die Probe gestellt

Mt 4,1-11

Dauer: 2:19

The Temptation of Jesus

Mt 4,1-11

Duration: 2:19

 

 

Einführung Erwachsenenbildung (pdf)

 

Tools Erwachsenenbildung Freiheit finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

 

Einführung Oberschule (pdf)

 

Tools Oberschule Freiheit finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

Freiheit

 

„Freiheit!“, das ist ein großes Wort, das so viele einzelne Schicksale, aber auch das Leben der Völker und Gemeinschaften bewegt. Es gibt verschiedene Formen der Freiheit. Einmal die äußere Freiheit, dass mir niemand sagt, was ich zu tun habe, dass ich nicht Sklave äußerer Umstände bin. Aber dann gibt es auch die innere Freiheit. Ein Mensch, der innerlich unfrei ist, ist zerrissen. Wie der Alkoholiker, der in demselben Moment, in dem er das Glas eingießt und zum Munde führt, zu sich sagt: „Trink das nicht, das macht dich fertig, das bringt dich um!“ Aber er kann dieser Einsicht nicht folgen und trinkt das Glas aus. Dieser Mensch ist unfrei, weil er innerlich gespalten ist. Er kann nicht tun, was er wirklich will.

 

Viele Menschen denken sich nun, dass der Glaube an Gott eine weitere Quelle der Unfreiheit sei, dass derjenige, der an Gott glaubt, sich unterjochen ließe. Aber ist das wirklich so? Ersetzen Sie doch das Wort „Gebote“ einmal durch „Angebote“. Die Gebote Gottes sind seine Angebote. Wer sie freiwillig ergreift und freiwillig lebt, der wird eine große innere Freiheit gewinnen. Innere Freiheit, das ist ja auch die Freiheit von allem, was uns zu Getriebenen macht, die Freiheit von allem, was uns zu Sklaven unserer Begierden macht. Um eine solche innere Freiheit geht es im Glauben. Um eine solche innere Freiheit kämpft Jesus, indem er in die Wüste geht und sich dort vor Gottes Angesicht stellt. Die Wüste, das ist der Ort der scharfen Konturen: der blaue Himmel oben, die trockene Luft, unten der Sand. Dorthin geht Jesus, um Klarheit über sich selbst zu finden. Heraus aus der Getriebenheit und den Umtrieben des Alltags. Wir kennen das heute nur zu gut: Gejagt sein von Terminen, Anrufen, E-Mails, Verpflichtungen. Der Glauben lädt mich ein in eine innere Wüste zu gehen, um Klarheit zu gewinnen über mich selbst.

 

Das Erschreckende ist, dass oft gerade in dem Moment, wo ich auf mich schaue, ich in mir selbst die Kräfte der Getriebenheit entdecke, die mich unfrei machen.

 Das ungezügelte Verlangen nach Macht, nach Einfluss, nach Geld, nach Schönheit und nach sexueller Selbstbestätigung. Aber dies alles, jedenfalls wenn es eine große Kraft über mich gewinnt, macht mich zu einem Objekt, macht mich zu einem Getriebenen, der sich eigentlich nicht mehr aus sich selbst heraus bestimmt, sondern der dadurch bestimmt wird, was andere über mich denken. Im Grunde lasse ich mich doch wieder von anderen beherrschen, von ihrer Meinung über mich, welchen Status sie mir zugestehen, ob sie mich achten. Es gibt einen Befreiungsschlag, der aus dieser inneren Unfreiheit führt. Nämlich, dass wir nur noch einen Herren anerkennen, dass wir nur noch vor einem in die Knie gehen, nämlich unserem Schöpfer und himmlischen Vater. Dann brauchen wir all diesen anderen keinen Götzendienst mehr erweisen: dem Geld, dem Einfluss der Macht.

 

Deshalb befreit der Glaube den Menschen von der Macht dieser inneren Bewegungen und Antriebe, die ihn eigentlich zu dem machen, was er nicht sein will, was er seinem innersten Wesen nach nicht ist. Der Gaube befreit zu sich selbst, so dass ich mich selbst bestimmen kann und nicht nach dem Bilde anderer leben muss. Indem wir nur vor Gott in die Knie gehen, lassen wir uns von niemand sonst mehr versklaven, nicht einmal von den eigenen Wünschen, die unser Herz nur in rastlose Unruhe versetzen.

 

Gott eröffnet noch auf eine andere Weise Freiheit. Die Vergangenheit steht fest. Niemand hat eine freie Entscheidung darüber, was in der Vergangenheit geschah. Wir können es nicht mehr ändern. Auch die Gegenwart ist das, was sie ist. Sie ist eigentlich schon so gut wie vergangen. Nur die Zukunft können wir ändern. Die Zukunft ist das größte Freiheitsgeschenk, denn sie ist offen dafür, dass ich sie gestalte. Gott ist es, der uns immer eine Zukunft eröffnet, selbst im Moment des Todes. Deshalb ist er der größte Garant von Freiheit.

 

Godehard Brüntrup SJ