Bild-Betrachtung „Glaube“

Dauer: 2:21

Jesus begleitet zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus

Lk 24,13-27

Dauer: 2:18

The Appearance of Jesus on the Road to Emmaus

Lk 24,13-27

Duration: 2:18

 

 

Einführung Erwachsenenbildung (pdf)

 

Tools Erwachsenenbildung Glaube finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

 

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Glaube

 

Das meiste, wovon wir sagen, dass wir es ganz sicher wissen, glauben wir nur, so etwa, dass England eine Insel ist. Wir müssen sie nicht umsegelt haben. So geht es uns mit fast allem Wissen über die Welt. Dass dieses Wissen im Prinzip überprüfbar ist, glauben wir auch. Wir könnten ohne derartigen Glauben gar nicht leben, könnten keinen Schritt vor die Tür setzen.

 

Wir sind also angewiesen auf eine Verlässlichkeit, die wir von uns aus nicht vollkommen sichern können. Unser Glaube besteht also nicht nur aus Wahrscheinlichkeitsaussagen, deren Verifizierung uns gleichgültig lassen kann. Vielmehr erschließt uns der Glaube nichts weniger als den Boden unter den Schritten unseres Lebens. Darin mischt sich auch das Vertrauen auf Menschen. Wenn ich fliege, vertraue ich nicht nur auf neutrale technischen Vorgänge, sondern auch auf die Menschen, die für ihr Funktionieren verantwortlich sind. Besonders lebenswichtig ist dieses Vertrauen in den persönlichen Beziehungen. Wenn mir jemand etwas verspricht, kommt es darauf an, ob ich ihm glaube. Wenn ich das tue, ist das jedoch keine bloße Hypothese mehr. Wenn etwa der Mann zu seiner Frau sagt: „Ich habe mir die Hypothese gebildet, dass du mir treu bist“, wird ihn seine Frau wohl kaum beglückwünschen zum Niveau seiner Rationalität, sondern eher an Scheidung denken. Gegenseitiges Vertrauen erschließt nicht hypothetisch eine schon vorhandene Realität, sondern schafft eine neue. Misstrauen bringt sie dagegen zum Verschwinden. Deshalb wird dem Menschen bei zerstörtem Vertrauen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen.

Ohne solches Vertrauen könnte der Mensch nicht existieren. Es ist der Lebensraum, in dem er aufwächst. Er erfährt ihn zunächst als symbiotische Einheit mit der Mutter, und dieses gemeinsame Leben wird mit der Entwicklung seines Ich zum bewussten Vertrauen auf die bergende Macht seiner Umwelt. Mit der Zeit wird ihm die Begrenztheit dieser Macht deutlich werden. Er weiß sich dann in einen ihn und seine Umgebung übergreifenden, letztlich unbegrenzten Lebenszusammenhang eingebettet als den eigentlichen Boden seiner Existenz.

 

Kann er auf ihn bauen, wie er als Kind auf seine Eltern baute? Die Antwort des christlichen Glaubens ist die: Ja, du kannst es! Denn aus der Unendlichkeit, aus der du dich zu begreifen gelernt hast, ist dir ein Ja zugesprochen, ein Ja, dem du deine Existenz verdankst und das dir letzte Sicherheit gibt. Es schenkt dir den Lebensmut, den du brauchst gegen alle Enttäuschungen, und es sichert deinen Selbstwert gegen alle Infragestellungen durch andere und durch dich selbst. Diese Zusage zu vernehmen und sich auf sie einzulassen, ist kein Infantilismus. Vielmehr sollte die Erinnerung an unsere Kindheit uns ein schon früh gegebenes Versprechen erkennen lassen, auf das in einem bewussten Schritt des Glaubens zu vertrauen wir als erwachsene Menschen eingeladen sind.

 

Josef Schmidt SJ