Bild-Betrachtung „Liebe“

Dauer: 2:06

Eine Frau salbt Jesus die Füße

Lk 7:36-50

Dauer: 2:41

The Pardon of the Sinful Woman

Lk 7:36-50

Duration: 2:41

 

 

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Liebe

 

Als Jesus nach dem größten Gebot gefragt wird, antwortet er mit zwei Zitaten aus dem Alten Testament, die er zu einem Doppelgebot zusammenfügt: „Das erste ist: Höre Israel, der Herr unser Gott ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und deiner ganzen Kraft (Dt 6, 4 f). Das zweite ist: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden (Lev 19, 18)“ (Mk 12, 29 ff; vgl. Mt 22, 36 ff; Lk 10, 25 ff). Bei Matthäus fügt Jesus hinzu: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“. Jesus fasst hier eigentlich nur die zehn Gebote vom Sinai (Ex 20, 1 ff) präzis zusammen, indem er deren erste Tafel mit den drei auf Gott bezogenen Geboten in das erste, ihre zweite Tafel mit den mitmenschlichen Geboten in das zweite Gebot vereint.

 

Man kann Jesu ganze Botschaft allein von diesem Doppelgebot her verstehen. Er verkündet „die Herrschaft Gottes“ (Mk 1, 15), d. h. den einen Gott, neben dem es keinen anderen gibt. Aber er verkündet dessen „Nahekommen“, d. h. dass dieser alleinige mächtige Schöpfergott sich uns Menschen zuwendet, dass es ihm um uns geht, wir ihm am Herzen liegen. Dieser Zuwendung zu uns sollen wir uns bewusst werden. Sie ist ohne Bedingungen. Für uns kommt es darauf an, uns dieser Zuwendung zu öffnen (siehe das Gleichnis vom gütigen Vater: Lk 15, 11 ff). Diese Öffnung kann aber nur bedeuten, dass wir uns über diese Zuwendung freuen, dass wir ihr dankbar zustimmen und selbst in sie einstimmen. Damit bezeugen wir, dass die frohe Botschaft, die Jesus uns verkündet hat, bei uns angekommen ist.

Diese Einstimmung in die väterliche Liebe Gottes soll dann auch unserer Verhältnis zu unseren Nächsten bestimmen, sogar bis zur Liebe zu den Feinden. „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist“ (Luk 11, 36). So wird auch verständlich, dass die Liebe zum Nächsten nicht zu trennen ist von der Liebe zu sich selbst. Denn die Liebe Gottes zu mir kann ich nur begreifen als die Liebe, die „uns“ gilt, und so ist die von mir erwartete Selbstlosigkeit in der Zuwendung zum Nächsten nur eine Konsequenz meiner Dankbarkeit für die Zuwendung Gottes, die „auch“ mir gilt.

 

Von daher verstehen wir auch, warum die Liebe ein Gebot sein kann. Denn wäre sie nur ein spontanes Gefühl, das ich habe oder nicht habe, kann sie mir nicht geboten werden. Aber im Glauben an die unendliche Liebe Gottes, die sich mir öffnet, meinem Herzen und meinem Denken, wird sie mir wie von allein zur Pflicht. Wie ich mich selbst aus dieser Liebe entgegennehmen darf und soll, so darf und soll ich auch meinen Mitmenschen entgegennehmen, der mir aus ihren Händen gegeben und anvertraut wird. Dieser wunderbaren Botschaft zuzustimmen, ist kein blinder Glaube nötig. Sie anzuschauen genügt, um uns zu überzeugen, dass sie unserer tiefsten Sehnsucht entspricht und dass es nichts Menschlicheres gibt als sie.

 

Josef Schmidt SJ