Bild-Betrachtung „Versöhnung und Vergebung“

Dauer: 1:26

Der Barmherzige Samariter

Lk 10,29-37

Dauer: 3:30

The Good Samaritan

Lk 10,29-37

Duration: 3:30

 

 

Einführung Erwachsenenbildung (pdf)

 

Tools Erwachsenenbildung Versöhnung und Vergebung finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

 

Einführung Oberschule (pdf)

 

Tools Oberschule Versöhnung und Vergebung  finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

Versöhnung und Vergebung

 

„Lasst euch mit Gott versöhnen.“ Diese Bitte an alle Menschen heranzutragen, ist christlicher Grundauftrag (2 Kor 5,20). Christen sollten das selbst vorleben. Wie geht das? Indem ich „Ja“ sage zu mir selbst, „Ja“ zu meinen Mitmenschen und „“Ja“ zu Gott. Aus dem Glauben an Gott kommt die Kraft der Bejahung, erwächst Versöhnungsbereitschaft. Der Gott Jesu Christi ist einer, der zu allem Geschaffenen in seinem Sohn das große Ja gesprochen hat (2 Kor 1,19).

Für diesen Abba der einladenden, offenen Arme ist Jesus eingetreten. Mit dieser Gottesvision wollte er alle in Israel sammeln. Das ist nicht gelungen. Er selbst wurde zum Außenseiter. Er provozierte Gegenkräfte und lieferte sich der blinden Unversöhntheit aus. Seine offen-wehrlose Haltung am Kreuz zeigt es. Doch er blieb sich selbst und seinem Gott treu bis zum bitteren Sterben.

 

Einmal hatte er den ungeheuren Satz gesagt: „Alle Sünden – das sind Verfehlungen, die Menschen einander antun – und alle Lästerungen – das sind Verfehlungen gegenüber Gott – werden vergeben.“ (Mk 3, 28) Eine solch grenzenlose Vergebungsbereitschaft ist unglaublich – aber wahr. Jesus ging für diese Vision in den Tod und wurde in der Auferstehung von Gott bestätigt.

 

Für uns Christen ist Jesus von Nazareth der Gottmensch. An seiner Lebensart sehen wir, wie Gott wirklich ist. Jesus, die Ikone Gottes, lässt sich mit Sündern ein, wie den Zöllnern. Er isst mit ihnen, pflegt Gemeinschaft, und das ärgert die Frommen. Wie kann einer sich mit denen gemein machen? Um sich zu rechtfertigen, erzählt er die Geschichte vom Barmherzigen Vater (Lk 15, 1f.11–32).

 

Die beiden Söhne verkörpern zwei Menschentypen. Der Jüngere will das Leben in vollen Zügen genießen. Er geht weg aus der Enge des Vaterhauses. Mit der vorzeitigen Auszahlung sagt er: „Alter, du bist für mich wie tot“, denn das Erbe kriegt man erst nach Ableben des Vaters. Der ältere Bruder ist genauso befangen.

Er sitzt in einem Käfig aus Pflicht und Korrektheit. Das lebendige Mitgefühl ist verkümmert. Der Vater, ganz anders: Der Jüngere kommt zurück, und er rennt ihm entgegen, umarmt ihn, macht keinerlei Vorwürfe. Er setzt ihn völlig unerwartet in seine alte Würde ein. Das ist mehr als Versöhnung. Der Vater feiert ein Fest für und mit dem Verlorenen, was der Ältere nicht akzeptieren kann.

 

Im Grunde kapieren beide Söhne nicht, was sie an ihrem Vater haben. Der Jüngere sagt: Mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Ich gehöre nicht mehr zur Familie, weil ich Recht und Ordnung verletzt habe. Der Vater sieht das völlig anders. Er bekundet: Es gibt einen Neuanfang. Ich bereite dir ein Fest aus Freude, weil du wieder da und mit mir verbunden bist.

 

Der Ältere grollt, er kommt aus seinen eingefahrenen Mustern nicht heraus: Hier ist gut, da schlecht und ich gehöre zu den Guten. Der Schuldige muss gefälligst büssen. Der Vater bittet: Komm doch rein zum Fest. Jesus appelliert mit dieser Geschichte an die verhärteten Frommen. Seine Geschichte endet offen. Sie ist ein Appell – bis heute: Wer an den Gott Jesu Christi glaubt, der muss sich mit anderen versöhnen, der muss das große „Ja“ zu allem Geschaffenen leben. Klar, Unrecht bleibt Unrecht. Das muss benannt und notfalls bekämpft und durchlitten werden. In all dem bleibt jedoch die Hand der Versöhnung ausgestreckt. Das lebt Jesus vor bis zum Kreuz, bis zur Bitte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Er bittet uns: Richtet euch aus an meinem Abba. Lasst euch mit ihm versöhnen. Ihr werdet merken: Der Weg der Versöhnung ist der Königsweg zum Heil. Das ist auf dieser heillosen Erde nie leicht und einfach, doch das Wagnis der Versöhnung lohnt sich. Ihr werdet erfahren: Gott ist grenzenlose Güte, Barmherzigkeit, und am Ende, beim Fest der Versöhnung, wird er alles im allem sein. Bittet täglich: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Aus dieser Grundhaltung könnt ihr jetzt schon mit dem ewigen Freudenfest beginnen.

 

Karl Kern SJ